Trüffeln in Deutschland
Der neue Trüffelboom in Deutschland begann, als der Koch Jean-Marie Dumaine in Sinzig an der Ahr mit seinem Hund Sommertrüffeln fand.
In Wahrheit ist aber der Künstler Ingo Fritsch der Pionier der modernen Trüffelkultur in Deutschland.
Jean-Marie Dumaine
Im Jahr 2002 stöberte Max, der Hund des aus der Normandie stammenden Küchenchefs Jean-Marie Dumaine an der Ahr in Rheinland-Pfalz Sommer-Trüffeln auf. Der Koch präsentierte den Fund in seinem Restaurant in Sinzig als Sensation. Er gründete den Ahr-Trüffel-Verein und legte 2006 eine Truffière mit Trüffelbäumchen aus Frankreich an, die aber erst nach mehr als einem Jahrzehnt Sommer- bzw. Burgundertrüffeln hervorbrachte.
Danach begannen Ludger Sproll und Ulrich Stobbe in Freiburg in Baden-Württemberg mit der Zucht von Trüffelbäumchen, und es entstand der Verband für Trüffelanbau und Nutzung in Deutschland. In Norddeutschland gründete der Pilzexperte Dieter Honstraß in Salzgitter eine „Deutsche Trüffelschule“.
Ingo Fritsch
Der Grafiker, Künstler und Naturfreund Ingo Fritsch hat schon 1994 bei Kiel in Norddeutschland mit Trüffelkultur-Experimenten begonnen, nachdem er Trüffeln in den Wurzeln eines Bäumchens entdeckte, das er aus dem Elsass mitgenommen hatte. Er legte nach eigenen Vorstellungen Trüffelgärten nahe der Ostseeküste und dann in der Oberpfalz an und erntet schon seit 1997 regelmäßig Burgunder und auch Périgord-Trüffeln. Seine Bäumchen hat er mehrfach umgepflanzt.
Im Jahr 2021 gab es in Deutschland nach Schätzungen Trüffelkulturen auf einer Fläche von insgesamt rund 150 Hektar.
Eine echte oder „verspätete“ Trüffelnation war Deutschland nie. Zum Ende des 19. Jahrhunderts wurden pro Jahr rund 1000 Kilogramm gefunden. Das ist eine Tonne, weniger als ein Tausendstel der damaligen Erträge in Frankreich.
Blick in die Geschichte
Zu Beginn des 18. Jahrhunderts begann man sich an den Fürstenhöfen in Deutschland für die damals vor allem in Italien begehrten Trüffeln zu interessieren. Aus Turin wurden 1712 zum ersten Mal Trüffelsucher mit Hunden nach Deutschland geschickt – die natürlich keine weißen Piemont-Trüffeln fanden, sondern „nur“ Sommer- und Burgundertrüffeln.
Quellen: Volbracht, C. (2012) Trüffeln Mythos und Wirklichkeit S. 149-162; Volbracht, C. (2013) Tuber melanosporum, die Périgord-Trüffel in Norddeutschland. Zeitschrift für Mykologie 79/2, 489-495; Volbracht C. (2020): Trüffel, Fake & Facts. S. 157 ff. ; Brückmann (1720) Specimen botanicum exhibens fungos subterraneos vulgo tubera terrae dicto/ Extract eines Schreibens von dem Knollichten Gewächs, welches die Italiener, wie ich es aus einem an mich abgelassen Brieffe verstehe, Truffel nennen; Rittersma R. (2010): Die verspätete Trüffelnation. In: Dumaine, J.-M. & Wojtko, N. Trüffeln, die heimischen Exoten