Trüffeln für die Liebe

Trüffeln sind kein echtes Aphrodisiakum. Seit wann die Menschen glauben, dass die Trüffel ein Liebesmittel sei, ist nicht genau bekannt. Die ersten konkreten Erwähnungen finden sich in dem Werk „Das Gastmahl der Gelehrten“ des griechischen Schriftstellers Athenaios aus dem 2. Jahrhundert nach Christus. Darin wird über Sitten und Gebräuche der Griechen und über ihre Speisen geplaudert. „Backe die Knollen in Asche, übergieße sie mit Sauce und dann esse so viel wie möglich davon. Das wird den Schwanz eines Mannes stärken!“, wird da drastisch aus einem Theaterstück zitiert. – Doch waren die Knollen wirklich Trüffeln?

Der Philosoph Aristoteles soll im 3. Jahrhundert vor Christus geschrieben haben, die Trüffel sei der Liebes-Göttin Aphrodite geweiht. Doch dies ist eine Legende, zu der es keine seriöse Quelle gibt. Ebenso erfunden ist die Story, der Arzt Galenus habe die Trüffel im 2. Jahrhundert nach Christus ein Liebesmittel genannt und sie deshalb Kaiser Marc Aurel verschrieben. Auch in den Werken der oft zitierten Gelehrten Pythagoras, Theophrast oder Avicenna finden sich keine Zitate über Trüffeln zur Förderung der Liebeslust.

Dennoch etablierte sich der Glaube an die besonderen Wirkungen der Trüffel. Der italienische Arzt Giovanni Savonarola erwähnte die Trüffeln um 1450 in seinem Buch über Nahrungsmittel und schrieb: „Sie sind eine Mahlzeit für Alte, die eine schöne Frau haben“.

Im 1475 erschienenen ersten gedruckten Kochbuch der Geschichte schreibt Platina, der eigentlich Bartolomeo Sacchi hieß:

Die Trüffel „ist ein Erreger der Lust, daher wird sie oft bei den aufregenden Banketten von reichen und hochgebildeten Männern serviert, die besser auf die Freuden der Venus vorbereitet sein möchten. Was, wenn es zum Zwecke der Fortpflanzung getan wird, lobenswert ist, während es, wenn es zum Zweck der Begierde geschieht (wie es viele Müßige und Maßlose zu tun gewohnt sind), sehr verabscheuungswürdig ist.“

Quellen: Volbracht C. (2020): Die Trüffel. Fake & Facts; Athénee (1789): Banquet dês Savans, Traduit par Lefebvre de Villebrune. Paris. 1. Buch; Berti, G. (2019). Eros e tartufi. Storia di un afrodisiaco; Platina (1517): De honesta voluptate. Kap. 348. Zitiert nach der italienischen Übersetzung von Emilio Faccioli: Il piacere onesto e la buona salute (1985). S. 210; Savonarola, M. (1515): De tute le cose che se manzano comunamente (zitiert nach Berti); Brillat-Savarin, A. (1826/1864): Physiologie du Goût.

Amor auf einer Trüffelpastete (Brillat-Savarin: Physiologie du Goût)

Anselme Brillat-Savarin, der große französische Gastrosoph, der die Trüffel den „Diamanten der Küche“ genannt hat, wusste es schon 1826: Trüffeln sind kein echtes Aphrodisiakum. Ihr Genuss ist anregend, aber die Knolle enthält keine Stoffe, die die Liebeslust fördern. Brillat-Savarin schrieb in seiner „Physiologie des Geschmacks“:

 „Die Trüffel ist keineswegs ein wirksames Aphrodisiakum, aber sie kann in gewissen Situationen die Frauen nachgiebiger und die Männer liebenswürdiger machen.”

Der Sex-Duft des Ebers?

In unserer Zeit wurde der Glaube an die sexuell erregende Wirkung der Trüffel durch die Entdeckung von deutschen Forschern gestärkt, in der Périgord-Trüffel sei Adrostenol enthalten, ein Aromastoff, mit dem der Eber die Sauen zur Paarung lockt. Der Stoff sei auch im menschlichen Achselschweiß enthalten. Fast zehn Jahre lang hielt sich die These, bis Forscher aus Frankreich im Jahr 1990 feststellten, dass Schweine und Hunde nicht das Androstenol in den Trüffeln erschnüffeln, sondern Dimethylsulfid. Das ist ein Stoff, der schwach konzentriert auch für den besonderen Geruch des Meeres sorgt.